Dr. Michael Piontek – Willkommen auf meiner privaten Webseite

Das einzig Konstante im Universum ist die Veränderung.
Heraklit

Zinsentwicklung im Mai – geht es weiter aufwärts?

03.05.2016 Finance Keine Kommentare

Im April sind die langfristigen Zinsen wieder gestiegen – gegenüber den Tiefstständen diesen Jahres sogar deutlich. Geht es so weiter? Haben wir eine Zinswende am langen Ende ohne EZB-Signal? Ich glaube …

NEIN. Der Markt hat sich im Frühjahr etwas beruhigt und die Zinsen haben etwas angezogen – es gab aber keine Fundamentaldaten, die eine Wende begründen könnten. Im Gegenteil steigt jetzt die Unsicherheit und damit das Risiko aus einem möglichen Brexit. Parallel verhandelt Griechenland seine Rettungspakete nach und wird die Angst Resteuropas vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone zu nutzen wissen. Hier werden also neue Rettungsmittel, Verlängerungen und / oder Zinszugeständnisse folgen. Ähnlich einer Hybridanleihe werden die Kredite der Eurozone an Griechenland aufgrund der Langfristigkeit bald ohnehin als Eigenkapital zu klassifizieren sein. Vielleicht steigt dann sogar Griechenlands Rating wieder ;-). Die noch immer hohe Staatsverschuldung der Eurostaaten wird wenig Spielraum für Zinsentwicklungen nach oben bieten.

Die FED wird nicht in dem Maße die Zinsen anheben, wie es noch Ende letzten Jahres erwartet wurde.

Die Inflationserwartungen und -prognosen der EZB sind weiter gesunken und weit von Zielwert entfernt. Der Ölpreis ist zwar gestiegen (auch deutlich), hier bleibt es spannend ob die Reduktion der US-Produktion oder das Bestreben des Irans, wieder auf das Exportvolumen von 2012 zu kommen, mehr Einfluss ausüben wird. Ich gehe von einer moderaten Steigerung aus – Rückschläge durch Spekulationen nicht ausgeschlossen. Die Uneinigkeit der teilweise verfeindeten Exportnationen wird die Ölpreise nicht deutlich steigen lassen.

Auch ist der Euro aus Sicht der EZB wohl zu hoch – eine Zinserhöhung würde dann kontraproduktiv wirken. Daher wird die EZB wohl eher weitere Lockerungsmaßnahmen ins Auge fassen, auch wenn man vor der Brexit-Entscheidung vorsichtig agieren muss. Der 3-Monats-Euribor sollte daher weiter in hauchdünnen Schritten fallen.

Wird der Markt dann am langen Ende allein eine Steigerung erreichen? Ich glaube nicht, da das erhebliche Anlagekapital noch immer eine Übernachfrage generiert. Auch wenn Renditen aufgrund von Unsicherheiten ggf. situativ steigen lässt sich dadurch keine nachhaltige Entwicklung nach oben begründen. Mag sich der Spread auch ein wenig ausweiten – die Bandbreite ist begrenzt und führt ggf. dann zu erheblichen Gegenreaktionen.

Tags:

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dr. Michael Piontek