Dr. Michael Piontek – Willkommen auf meiner privaten Webseite

Das einzig Konstante im Universum ist die Veränderung.
Heraklit

Was beeinflusst die Zinsen 2017 … Themensammlung

26.01.2017 Allgemein Keine Kommentare

EZB:

Die europäische Zentralbank wird in 2017 weiter Staatsanleihen kaufen, wenn auch in etwas geringerem Umfang. Verfügbare Titel sind ohnehin knapp und er „Nachschub“ aus Deutschland stockt. Die EZB wird die kurzfristigen Zinsen nicht erhöhen, da die Staatsschuldenkrise nicht gelöst ist und erst jetzt die Inflation teilweise die Zinssätze übersteigt. Die Hidden Agenda zur Entschuldung der Problemstaaten ohne wirkliche Reformen läuft gerade erst richtig an. Die EZB wird sich darauf beschränken auf die Staaten einzuwirken, nicht noch mehr Probleme neu anzuhäufen. Insbesondere Italien hat erhebliche Kredite (über 350 Mrd. EUR) in 2017 neu zu finanzieren – höhere Zinsen hätte erhebliche Auswirkungen. Zum Liquiditätssteuerung hat die EZB weitere mögliche Instrumente.

Die Wirtschaft in der Eurozone ist stabil auf Wachstumskurs, die Arbeitslosenquoten sinken auf breiter Front. Trotz Brexit sollte es sich stabil weiterentwickeln – Überraschungen vorbehalten.

Wahlen in der Eurozone:

In Deutschland, Frankreich und den Niederlanden stehen Wahlen ins Haus. In allen Ländern sind Euroskeptiker und populistische Regierungs- bzw. Systemgegner auf dem Vormarsch. Hier liegt eine „TRUMPGEFAHR“ darin, dass ggf. eine Regierung in Frankreich oder Italien sich einfach analog Großbritanniens aus der Eurozone verabschieden könnte. Der Brexit zeigt, dass solche Entscheidungen möglich sind. natürlich sind die Folgen eines Euro-Austritts noch gravierender als die eines EU-Austritts. Der Austritts eines weiteren so großen Landes würde die Eurozone echt bedrohen. Was wären die Konsequenzen? Unsicherheit und ggf. ein Auseinanderbrechen der Eurozone. Wie verhalten sich die großen Gläubiger von Euro-Staatsanleihen? Neben der EZB ist dies wohl vor allem China. Wenn China seine Euro-Staatsanleihen auf den Markt werfen würde, würde der EURO abstürzen. Grundsätzlich sollte man wegen der unkalkulierbaren Folgen davon ausgehen, dass dies keine Regierung tun würde – aber bei einem TRUMPVERHALTEN wäre dies ggf. möglich.

USA:

Die Protektionismus der USA wird nicht nur die europäische Exportwirtschaft treffen – sondern auch die USA selbst. Der Schutz nicht wettbewerbsfähiger Industrien wird nicht auf Dauer helfen. Man Muus auch beachten, dass die TRUMP-Ausführungen misleading sind: Die Importe von Autos aus Mexiko sind stabil während die US-PKW-Exporte laufend ansteigen. Sobald Länder wie Mexiko (einer der größten Lebensmittelabnehmer der USA) oder die EU sich trauen Gegenmaßnahmen zu US-Strafzöllen verhängen, wird sich zeigen wie stark (und ggf. weiteren Mitteln) die USA das Thema weiterverfolgen werden. Es besteht hier ein hohe Unsicherheit zur wirtschaftliche Entwicklung, die bei den aktuellen Aussagen des US-Präsidenten auch sicherheitspolitisch werden können. Wie TRUMP auf Gegenwehr reagiert kann nicht vorhergesagt werden. Hier ist alles möglich – bis zur Verquickung mit geopolitischen und Sicherheitsfragen. Sicherlich muss die EU Stärke zeigen und sollte Gegenmaßnahmen gegen US-Unternehmen in der Hinterhand haben die weh tun. TRUMP reagiert nur auf Stärke. Grundsätzlich gilt aber: Zusätzliche Kosten, Zölle und Beschränkungen kosten Geld und schwächen damit die gesamte Wirtschaft. Schwache Wirtschaft und hohe Unsicherheit kann eine Flucht in Euro-Staatsanleihen auslösen und damit das Zinsniveau nach unten drücken.

FED:

Die FED will die Zinsen anheben. Die Arbeitslosigkeit I in den USA ist niedrig (die anderen Raten der längerfristig Arbeitslosen deutlich höher). Die Wirtschaft ist aufgrund eines m. E. TRUMP-STROHFEUERS in Ekstase – das kann zu Zinsanhebungen motivieren. Es ist aber zu beachten, dass die angekündigten Steuersenkungen eher Besserverdienern und Unternehmen dienen – weniger den eignen Bürgern zur Kaufkraftstärkung.  Zinsanhebungen in den USA werden einen gewissen Aufwärtssog auf unsere langfristigen Zinsen ausüben. Allerdings ist die frage wie lange die Euphorie anhält. Wenn die US-Wirtschaft sich internationalen Gegenmaßnahmen ausgesetzt sieht, könnte die Stimmung schnell kippen. Dann wäre es mit steigenden Zinsen auch schon wieder vorbei.

Brexit:

Ähnlich wie eine abgeschottete USA wird auch UK erleben, dass die Wirtschaft sich dann stärker auf den Binnenmarkt konzentrieren muss. Export / Import werden schwerer und teurer. Die Binnenwirtschaft wird es schwerer in der globalisierten Welt haben und darunter leiden, dass andere Staaten in Freihandelszonen leben und handeln können. Vereinfacht gesagt: Wenn die UK-Wirtschaft nur noch für den eigenen Binnenmarkt produzieren kann, dann wird die Wirtschaft schrumpfen und die Arbeitslosigkeit steigen. Auch die Eurozone wird durch den Entfall der Exporte nach UK belastet. Die Kerninflation dürfte dadurch nicht befeuert werden. Eine Folge, die eher für stabile statt steigende Zinsen spricht.

Ein mögliches Fazit:

Nur wenn die Wirtschaft allseitig weiter prosperiert, werden die Zinsen nachhaltig und stärker steigen. Leider scheint das zusätzliche Wachstum der USA i. W. nur zu Lasten anderer Staaten bzw. der EU zu gehen. Ein Handelskrieg mit Mexiko, China und der EU würde die Stimmung deutlich eintrüben, die Arbeitslosigkeit steigen lassen und den langfristigen „Zinszug“ bremsen bzw. zurückfahren lassen.

Wenn die Entwicklung unverändert bleiben würde (ohne weitere Verschärfungen durch die USA) könnten die Zinsen stabil bleiben, auch da in der Eurozone mit dem Brexit und der Staatsschuldenkrise noch ausreichend dämpfende Themen vorhanden sind. Allenfalls die langfristigen Zinsen könnten sich ein wenig erhöhen und zu einer weiteren Versteilung der Zinskurve führen. So lange die EZB die untere Verankerung im Leitzins nicht löst, wird die Zinsstrukturkurve sich nicht nachhaltig nach oben verschieben. Ab 2018 /2019 könnten sich die Zinsen erhöhen – ggf. auch durch die EZB.

Tags:

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dr. Michael Piontek