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Die EZB kauft weiter … Warum? Was ist die „Hidden Agenda“? Kommt dennoch das Ende des Euro?

10.12.2016 Allgemein,Finance 1 Kommentare

Die EZB hat angekündigt, ihr Ankaufsprogramm um 9 Monate bis Jahresende 2017 zu verlängern. Allerdings wird das monatliche Ankaufsvolumen auf 60 Mrd. EUR gesenkt. Das sei kein Beginn eines Taperings, also eines Zurückfahrens der expansiven Geldpolitik.

Was sind die Gründe? Die angegebenen Ziele, dass Banken mit dem billigen  Geld mehr Kredite ausreichen sollen und die Wirtschaft deutlich angekurbelt werden soll, werden seit Beginn der Maßnahmen verfehlt. Dennoch geht es fleissig weiter – warum? Was ist die „Hidden Agenda“?

Meines Erachtens sollen natürlich die Problemstaaten der Eurozone gestützt werden – deutlich höhere Zinsen würden die Haushaltslagen der chronisch reformunwilligen Länder erheblich verschärfen und die gesamte Eurozone gefährden. Die Lösung ohne Reformen kann nur in einer Inflation liegen, die deutlich über der Verzinsung von (kurzfristigen) Staatsschulden liegt. Deshalb strebt die EZB eine Inflation knapp unter 2% an, während die Verzinsung der Staatschulden darunter liegen soll. Dadurch werden die Staaten entschuldet – allerdings zu Lasten der Sparer / Geldanleger. Das ist in Staaten wie Italien und Griechenland etc. auch vertretbar, denn diese Staaten sind in der vergangenen Jahrzehnten auch von den eigenen Bürgern „ausgeplündert“ worden. Hohe Staatsschulden bei niedrigen Steuern und hohen Privatvermögen – auch wenn uns in der Presse immer nur die „Armen“ gezeigt werden (die es zweifelsfrei gibt).

Von sachkundiger Seite wurde auch das Argument von Herrn Sinn angeführt, nämlich das die Auslandsschulden durch den Ankauf von Staatsanleihen wieder in die Eurozone zurückgeholt werden sollen – auch um bei einem Scheitern des Euro eine „Eurozonen-interene“ Verrechnung (über die aufgebauten Targetsalden) vornehmen zu können. Das wäre dann der große Schuldenschnitt. Denn ein Austritt Giriechenlands vor 2 Jahren ist auch daran gescheitert, dass die Euro-Anleihen in großem Umfang von China gehalten wurden. Dort wäre ein Verfall der Anleihen nicht gut angekommen. Ein massiver und unkontrollierter Abstoss von Euroanleihen druch China und andere Gläubiger hätte den Euro ingesamt gefährdet. Ich glaube aber nicht, dass ein Insourcing der Auslandsschulden das Ziel der EZB ist. Die von Herrn Sinn genannten Länder Italien, Spanien, Portugal und Griechenland (meine „Rotweintruppe“) haben per 30.06.2016 insgesamt 3.800 Mrd. EUR Auslandsschulden (www.statista.de) – die Targetsalden von rd. 800 Mrd. EUR für diese Staaten sind daher nur ein kleinerer Teil. Das sich die Targetsalden soweit aufbauen werden, glaube ich derzeit nicht. Das Ankaufsprogramm 2017 ist rd. 1.000 Mrd. EUR schwer (für alle Eurostaaten).

Aber man muss zugestehen, dass das Risiko eines Scheiterns der Euro gestiegen ist. Die politischen national orientierten Bewegungen, die Reformunwilligkeit der Euro-Problemstaaten könnten bei entsprechenden Regierungswechseln über Italexit, Portexit etc. tatsächlich zu einem Ende des EURO führen. Was passiert dann? Kommt der Nordo und der Südo? Eine Währung der starken Nordstaaten würde in der Folge stark aufwerten. Wir wären einen Moment reich – und dann in der Mehrheit arbeitslos, da unsere exportorientierte Wirtschaft ihre Pordukte nicht mehr veräußern könnte. Importe wären zwar günstig – aber wir haben nun mal einen Handelsüberschuß. Dann würden wir für die (finanzierten) Überschüsse der Vergangenheit „bezahlen“. Was macht der Südo? Die Währung der eher schwachen Südstaaten wertet ab – dort kann sich die Währung dann der Wirtschaftleistung anpassen. Importe werden dort teuer – das wird das Volk schon treffen. Es kann aber billig exportiert werden – das wird Arbeitsplätze schaffen und die aktuelle Jugendarbeitslosigkeit beenden.

Wir haben also eigentlich ein hohes Eigeninteresse daran, dass der Euro nicht scheitert. Das wissen auch die Südstaaten. Ist es billiger die Südstaaten auf verschiedene Wege weiter zu subventionieren um den Euro zu erhalten? Zahlen wir indirekt für die Handeslüberschüsse innerhalb der Eurozone aus der Vergangenheit? Oder lassen wir den Euro scheitern und zahlen – eher unabsehbar und unkontrollierbar – durch massive Aufwertung eines Nordo oder einer neuen DM durch Verlust an Export und Arbeitsplätzen? Was istd er bessere Weg?

Die Politik wählt natürlich im Zweifel den Weg des geringeren Risikos – niemand will das Scheitern des Euro verantworten. Und die Südstaaten wissen das und werden uns noch eine Reihe von Schuldenschnitten (direkt oder indirekt druch Tilgungsstreckungen) abverlangen. Was ist besser oder günstiger? Das ist sicherlich nicht so einfach beantworten, da man die Kosten für beide Wege nicht wirklich vorhersagen kann.

Die Politik wird den Kurs nicht ändern – vielleicht kommt es dann unkontrolliert. Oder die Zentralbank hält die Zinsen wie in Japan langfrsitig niedrig – und es tritt kein unkontrollierten Zusammenbruch des Euro auf. Darauf hofft die Politik, was riskant ist. Man kann nur hoffen, es gibt einen Plan B …

 

 

 

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Alle Kommentare
  • Andre Ü. sagt:

    Frage mich wie lange wir die künstlich finanzierte Konjunktur noch aufrechterhalten können? Wie lange schreiben andere Länder bei der EZB also bei uns Schulden an damit wir Aufträge zum exportieren haben?

    Wenn dieser Motor stockt wird’s dunkel in Deutschland und die Arbeitslosigkeit wird steigen. Irgendwie nur eine Frage der Zeit. …. müssen mal wieder zusammen essen gehen:) LG andre

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