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Beeinflussungen und Dimensionen der Zinspolitik der EZB … Teil 1: Der Euro

06.03.2017 Allgemein Keine Kommentare

Der Euro ist derzeit aus mehreren Richtungen gefährdet. Insbesondere aufgrund der scheinbar dauerhaften Staatsschuldenkrise. Die Lösungsansätze durch niedrige Zinsen um die Staatsschulden tragfähig zu machen, führen direkt zum Erlahmen jeder strukturellen Reformbemühungen der Problemstaaten. Hier scheint nur ein Verzögern und ein Aufschub erreichbar zu sein. Es bleibt daher das Risiko einer Staatsinsolvenz oder eines politisch getriebenen Austritts.

Doch was passiert im Worst-Case-Fall? Eine Rückkehr nur den Nationalwährungen oder ein Nordo (Euro der stärkeren Nordstaaten) und ein Südo (das Gegenstück der schwächeren Südstaaten)? Die Folgen wären erheblich. Der abwertende Südo würde die Südstaaten in eine Insolvenz in Bezug auf die Auslandsschulden zwingen. Die Staaten müssten auf Binnenversorgung umstellen und sich wirtschaftlich komplett neu sortieren. Sie müssten eine Exportwirtschaft aufbauen, die nicht nur (durch die Abwertung) preislich sondern auch qualitativ wettbewerbsfähig ist. Da diese Staaten in der Vergangenheit ein hohes Außenhandelsdefizit hatten (also deutlich mehr importierten als exportierten), ist dies ein sehr weiter Weg.

Der Nordo dagegen würde deutlich aufwerten. Die Exportstaaten wären auf einen Schlag auf dem Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig. Es würde zu deutlichen Einbrüchen in der Industrie geben und die Arbeitslosigkeit würde deutlich ansteigen. Zumindest hier könnte ein Absinken der Produktionskosten dann zu einer Konsolidierung auf niedrigerem Niveau führen. Bei allerdings gesunkenem Lebensstandard und Binnennachfrage aufgrund der höheren Arbeitslosigkeit.

Alternativ wäre ein geordneter Austritt der Problemstaaten denkbar. Dies kann aber nur im allseitigen Einverständnis erfolgen, da den Problemstaaten ähnliche Folgen wie im obigen Südo-Szenario bevorstünden. Es könnte dabei auch zu einem Dominoeffekt kommen – dieser würde aber sicher auch bei einem „havariebedingten“ Austritt auftreten. Jede Veränderung an der Zusammensetzung der Eurostaaten muss natürlich mit den Gläubigerstaaten der Euro-Staatsanleihen abgestimmt werden, z. B. China. Ein ggf. massiver, unkontrollierter Verkauf von Euro-Staatsanleihen durch Gläubigerstaaten hätte einen deutlichen Wertverlust des Euro zur Folge. Bei einem geordneten Austritt eines Problemstaates wären die bestehenden Verbindlichkeiten wohl weitgehend von den verbleibenden Staaten zu übernehmen, da der Austrittssaat diese nach Abwertung der neuen Währung nicht mehr bedienen könnte. Allerdings haften diese Staaten bereits über die Zentralbank-Targetsalden sowie über die Mithaft für die EZB-Verbindlichkeiten weitgehend für Verbindlichkeiten der Problemstaaten.

Wie kommt es zu den Targetsalden? Wieso reinvestiert der Verkäufer einer griechischen Anleihe offenbar nicht wieder in Griechenland, so dass die Target2-Salden wieder fallen? Sondern überweist das Geld auf ein Konto z. B. nach Deutschland? In einer Währungsunion sollte sich Zentralbankgeld gleichmäßig im Bankensystem verteilen. Anleihenkäufe von nationalen Notenbanken in risikobehafteten Ländern würden deswegen letztlich dazu führen, dass die Bankeinlagen „in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden“ steigen.

Die Problemstaaten wissen um die Situation. Denn sollten im Euroraum Diskussionen über die über die Vergemeinschaftung von Schulden, einen Schuldenschnitt oder einen Euro-Austritt entstehen, würden die Salden die Verhandlungsposition von Ländern mit hohen Target2-Forderungen schwächen – und sie im Extremfall sogar erpressbar machen.

 

Fortsetzung: „Die Staatsschuldenkrise“.

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Dr. Michael Piontek