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Heraklit

Banken im Spannungsfeld von Markt und Regulatorik

03.02.2020 Allgemein Keine Kommentare

Banken in Deutschland sind derzeit mit vielen Probleme konfrontiert, u.a.

  • Negative Anlagezinsen bei hohen Bankeinlagen
  • Neue Wettbewerber im Senior-Loan-Bereich und Kapitalmarkt
  • Weiter niedrige Kreditmargen (deutlich niedriger als die Margen der auslaufenden Verträge)
  • Regulatorik, insb. Basel III (Höhere EK-Kosten treiben die benötigten Margen)

Wie werden sich die Banken in diesem Spannungsfeld verhalten und mittelfristig entwickeln?

Die negativen Anlagezinsen schmerzen die Banken sehr. Hier werden Milliarden Euro an die EZB überwiesen, die auch in den Bankbilanzen nicht nur den Gewinn schmälern sondern auch das EK. Parallel erhöht die EZB durch Basel III die Problematik, im Kreditbereich zu wachsen.

Die absehbaren erhöhten Kosten durch Basel III müssen Banken bereist heute bei langfristigen Darlehenszusagen einplanen. Dadurch leidet aber ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber neuen, kompetitiven Marktteilnehmern. Versicherungen, Pensionskassen und weitere Anbieter sind inzwischen wettbewerbsfähig und erfreuen sich an einer geringeren Regulatorik.

Selbst wenn die Banken ihr Kreditbuch durch Neugeschäft stabil halten können, dann sinken die Zinseinnahmen aufgrund der heute deutlich (auch aufgrund des Wettbewerbs) geringeren Kreditmargen.     

Zwar sind die LTV´s heute niedriger als früher, aber sie basieren auf Verkehrswerte, die in den letzten Jahren sehr stark gestiegen sind. Die qm-Belastung mit Darlehen liegt deutlich über den Werten von 2008/2009. Natürlich sind auch die Mietpreise gestiegen – allerdings sind nach meiner (nicht repräsentativer) Beobachtung nur 1/3 der Wertsteigerungen durch gestiegenem Cashflow und 2/3 durch Yield-Compression entstanden.  

Bei aktuellen Finanzierungsausschreibungen ergibt sich kein typisches Bild einer Gauß´schen Normalverteilung. Es gibt weniger Top-Anbieter, kaum noch ein Mittelfeld und eher am Ende der Margenspanne die deutliche Mehrheit der Institute. Insbesondere kleinere und mittlere und regionale Kreditinstitute sind derzeit besonders wettbewerbsfähig. Hier scheinen die Kalkulationsgrundlagen noch flexibler zu sein – und der passivüberhang besonders zu drücken.  

Da derzeit keine Kreditausfälle absehbar sind geht es den Banken in dieser Situation gut. Neben Kreditausfällen sollten aber die Staatlichen Risiken nicht ignoriert werden. Der ungeeignete Mietendeckel in Berlin ist nur ein erster Anfang. Wenn der Staat in den Immobilienmarkt eingreift, dann nicht nur um die aktuelle Entwicklung für die Zukunft zu stoppen sondern auch „zurückzudrehen“. Das kann dann die Banken nicht unerheblich in den bestehenden Finanzierungen treffen. Schlechtere Immobilienbewertungen führen zu schlechteren Bonitätsbeurteilungen, höheren EK-Hinterlegungen, Nachforderungen bei Kunden von Zinsen oder Sicherheiten und in der Folge zu sinkenden Rentabilitäten und steigenden Kreditausfällen.

Die aktuell nach außen guten Neugeschäftszahlen hängen an den gestiegenen Immobilienwerten – und stellen daher auch genauso ein Risiko dar. Mittelfristig wird sich das ändern. Die gesunkene Rentabilität durch Niedrigmargen gepaart mit einigen Kreditausfällen aus gesunkenem Wirtschaftswachstum und einer Abflachung der Wertsteigerungen (ggf. auch mal eine Konsolidierung) bei gleichzeitig weiter steigender Regulatorik wird die Banken treffen. Es bleibt zu hoffen, dass dann genügend EK in den Finanzierungen eingebracht wurde.

Mittelfristig werden sich die Banken zu einem „Berater“ und Strukturierer von Finanzierungen entwickeln müssen – und nur noch geringere Volumen auf die eigenen Bücher nehmen. Geldanlagen werden künftig nicht mehr auf die Bankbilanzen sondern in Aktien und Anleihen verlagert. Die Bank tritt als Honorarberater auf und verdient ggf. noch am „Weitersyndizieren“. Das aktuelle Geschäftsmodell wird bei gelichbleibender Zins- und Wirtschaftssituation nicht unverändert fortbestehen können.  


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