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Heraklit

Noch mehr Gründe für eine Inflation 2021?

05.01.2021 Allgemein Keine Kommentare

Im Nachgang zum letzten Beitrag noch eine „Nachklapp“:

Die Inflation kommt in den letzten Jahren nicht „ins Laufen“, trotz erheblichem Geldmengenwachstum. Im Rahmen der Finanzmarktkrise 2008 ff. war dies noch nachvollziehbar, da die staatlichen Hilfsmittel zur Stützung von Banken etc. nicht in den „normalen“ Wirtschaftskreislauf eindrangen. Die Gelder blieben isoliert und deckten entstandene Verluste und Risiken (vor allem der Banken).

In der aktuellen Kombination von Krisen ist das anders. Neben der inzwischen klaren Staatsschuldenkrise hat die Corona-Krise zusätzliche Impulse bisher unbekanntem Ausmaßes gesetzt. 

Die Staatsverschuldungen sind in kürzester Zeit europaweit enorm angestiegen, alles angeblich aufgrund von Corona-Stützungsmaßnahmen. Dabei geriet aber die Stabilisierung bzw. Reformierung der ohnehin bereits zuvor schwachen Staaten in den Hintergrund. Die EZB hat sich daher nach der dauerhaften Absenkung der Leitzinsen (zur grundsätzlichen Sicherstellung der Zinsbedienungsfähigkeit der Schuldenstaaten) vor allem auf den Ankauf von Staatsanleihen konzentriert um diesen Liquidität zu verschaffen. Diese Programme wurden laufend ausgeweitet und nach dem PSPP mit dem PEPP werden auch ohne jede Rücksicht auf den Kapitalschlüssel der EZB vor allem Staatsanleihen der problematischen Schuldenstaaten angekauft. Hatte das PSPP noch die Voraussetzung, dass die Anleihenkäufe entsprechend dem fairen Schlüssel der Gewichtung der Staaten in der Eurozone erfolgen, kann im PEPP frei variiert werden. So sollen bereits 25% mehr Staatsanleihen von Italien gekauft worden sein, als nach dem Kapitalschlüssel zulässig wären. Dies erklärt die allen Marktgesetzen widersprechenden niedrigen Renditen für italienische und griechische Staatsanleihen. Das Geldmengenwachstum ist auf Rekordniveau – weltweit.

  1. Diese Mittel werden jetzt aber als Nothilfen durch die Staaten in einem Volumen von mehreren hundert Milliarden Euro europaweit in den „normalen“ Wirtschaftskreislauf fließen. Auch wenn die  Mittel Verluste ausgleichen sollen, werden vor allem die Konjunkturhilfen inflationär wirken.
  2. Die Staaten werden perspektivisch Steuern den Abgaben erhöhen, um die (wenn auch prozentual geringen) Zinslasten bedienen und ggf. auch Staatsschulden wieder reduzieren zu können. Letzteres wird vor allem in Deutschland diskutiert (Vermögensabgabe, Corona-Soli etc.). Steuererhöhungen führen dann zu einer Fiskalinflation.
  3. Dauerhaft niedrige Anlagezinsen führen weiterhin zu einer verstärkten Nachfrage nach Sachwertanlagen (Immobilien, Aktien etc.). Dies wird deren Preise treiben und zu einer Wertsteigerung von Vermögensanlagen führen. Das hieraus erzielte zusätzliche freie Vermögen wird zu neuen Investitionen führen.
  4. Wirtschaftswachstum wird sich auch nur mit einer „gesunden“ Inflation erreichen lassen. Wir gehen in 2021 von einer wirtschaftlichen Erholung von 3-5% nach dem Krisenjahr 2020 aus. Die Löhne steigen und der Welthandel kann sich ggf. durch die neue US-Regierung etwas erholen. Auch die Aufhebung der Corona-Einschränkungen wird eine Konsumnachholung (vor allem Reisen) nach sich ziehen.
  5. Nicht zuletzt wird auch der Ölpreis in diesem Jahr bei wirtschaftlichem Aufschwung über dem Niedrigststand von 2020 liegen und daher inflationär wirken.
  6. Final wird sich die EZB als größter Player endlich eine Inflation von 2% (insgeheim vielleicht sogar mehr) herbei wünschen, da die Staatsschulden nur durch eine höhere Inflation bei gleichzeitig gesteuert niedrigen Zinsen entwertet / getilgt werden können. Dies lässt sich (gegen die Marktmechanismen) nur durch EZB-Steuerung realisieren. Nur dadurch lässt sich die Eurozone finanzpolitisch retten.

Insgesamt gibt es viele Anzeichen, dass in 2021 die Inflation ins Laufen kommen könnte. Corona könnte der Katalysator sein, der die bisherigen Bremse löste. 

Es bleibt abzuwarten wie ein Wirtschaftskreislauf funktioniert, wenn Inflation und Wachstum einem gesteuert niedrigen kurzfristigen Zinsniveau gegenüberstehen. Die langfristigen Zinsen würden sicherlich stärker steigen. Die Zinskurve müsste sich massiv versteilen. Geld würde konsumiert oder sehr langfristig zu dann akzeptablen Konditionen angelegt, mehrheitlich aber wohl ausgegeben.

 

Dr. Michael Piontek