Dr. Michael Piontek – Willkommen auf meiner privaten Webseite

Das einzig Konstante im Universum ist die Veränderung.
Heraklit

Stabilisierung der langfristigen Zinsen durch Reduzierung der globalen Unsicherheiten?

31.10.2019 Allgemein Keine Kommentare

Die letzten Jahren waren wirtschaftlich stark von der Unsicherheit über den Brexit sowie die möglichen (und dann auch eintretenden) Einflüsse des Handelsströme zwischen den USA und China geprägt. Die Unsicherheit hat zu wirtschaftliche Bremsspuren geführt und in der Folge auch dafür gesorgt, dass die Zinspolitik der Zentralbanken weiter auf niedrige Zinsen setzen.

Die Zentralbanken steuern die kurzfristigen Zinsen durch Leitzinsen und Liquiditätsmaßnahmen. Die langfristigen Zinsen können durch Anleihekäufe beeinflusst werden – sind aber mehr dem Marktgeschehen unterworfen. Auch die langfristigen Zinsen waren zuletzt sehr deutlich auf neue Tiefststände gefallen: Ein Ausdruck dafür, dass man auch langfristig mit niedrigen Zinsen rechnete – im Umkehrschluss auch mit einer schwachen (ggf. rezessiven) Wirtschaft.

Nun lässt sich erkennen, dass seitdem sich der Handelsstreit USA-China zu entspannen scheint und Boris Johnson als britischer Premier Ende August bei Bundeskanzlerin Merkel in Verhandlungen einstieg – Also die Unsicherheiten bei den beiden großen wirtschaftlichen Themen geringer wurden – die langfristigen Zinsen nicht nur ihrem Verfall stoppten sondern auch wieder moderat anstiegen.

Wie ich bereits mehrfach ausführte belasten Unsicherheit die Wirtschaft mehr als tatsächlich feststehende – auch negative – Entwicklungen. So würde auch ein No-Deal-Brexit tendenziell positiv wirken, da er die Unsicherheit beendet und sich alle Teilnehmer an der Wirtschaft darauf einstellen könnten.

Nun bleibt abzuwarten, ob wir im Dezember (Vor Inkrafttreten weiterer Zölle der USA) eine weitere Einigung im Handelsstreit bekommen. Und wie die Wahl in UK ausgeht: Wird UK die EU Ende Januar zuverlässig verlassen? Oder gibt es gar ein neues Referendum? Durch die letzte Abstimmungserfolge Johnsons scheint aber der Markt das Zutrauen zu haben, dass trotz der aktuellen Verschiebung des Austrittsdatums eine Beendigung des schwebenden Zustands bald erfolgen wird, ggf. sogar mitweinen Deal – aber zur Not auch ohne.

Natürlich beeinflussen auch andere Themen die Wirtschaft und Zinslandschaft – aber die Themen Brexit und Handelsstreit scheinen einen erhöhten Einfluss auszuüben.

Die skizzierte Beruhigung könnte dazu führen, dass die langfristigen Zinsen stabiler werden. Auch bleibt abzuwarten wie die neue EZB-Präsidentin reagiert. Wartet sie erst einmal ab bevor sie die neuen Anleihenankäufe startet? Die Inflation wird im Oktober / November noch schwach sein – auch weil der Ölpreis heute Mit rd. 60 USD / Barrel deutlich unter dem Vorjahreswert von fast 75 USD liegt. Das führt zu deutlichen inflationssenkenden Effekten. Der Effekt wird sich aber im Dezember voraussichtlich umkehren. Dann würde ein Preis von 60 USD / Barrel deutlich über dem Vorjahreswert von 53 USD am 28.12.2018 liegen. Dies würde dann zu einem deutlich höheren Inflationsausweis führen. Es bleibt abzuwarten, wie Frau Lagarde dann mit dieser Information umgeht.

Der Berliner Mietendeckel ist eine Kapitulation der Politik

22.10.2019 Allgemein Keine Kommentare

Ein Mietendeckel ist die Kapitualtion der Berliner Politik. Ein Eingeständnis der Unfähigkeit der handelnden Politiker. Sie haben mit 6 (!) städtischen Wohnungsbaugesellschaften in den letzten Jahren trotz klarer Bevölkerungswachstumsprognosen nicht ausreichend Wohnungen geschaffen und zusätzlich Sozialwohnungen im großen Stil abgeschafft. Im Gegenteil wurden Baugebiete für Wohnen wie Elisabethaue, Pankow V und Tempelhofer Feld vorsätzlich nicht bebaut und der Wohnungsmangel dadurch sehenden Auges deutlich verschärft.

Dem teilweise durch Untätigkeit, ideologischen und wahltaktischen Gründen selbst von der Politik (lange absehbar) herbeigeführte Problem rasant steigender Neuvermietungsmieten (hohe Nachfrage, kein ausreichender Neubau) soll jetzt mit einem untauglichen Mietendeckel begegnet werden, der die Probleme noch verschärfen wird und Mieter wie Vermieter in rechtliche Unsicherheit stößt. Ein Pflaster das kurz für einige schick aussieht, unter dem das Problem sich aber noch schneller verschlimmert. Natürlich wird der private Neubau zurückgehen und damit das Angebot noch geringer werden. Die Wohnungsbaugesellschaften können das gar nicht auffangen. Natürlich werden Investitionen in den Bestand gestrichen oder zumindest deutlich reduziert. Auch die laufende Instandhaltung wird nur noch mit ganz spitzem Bleistift erfolgen. Der Betsand wird leiden – das werden wir in 5 Jahren sehen. Natürlich werden Baufirmen erhebliche Aufträge verlieren und Mitarbeiter entlassen müssen. Ein größerer Teil der von der Politik erwarteten Einsparungen für Mieter von 2,2 Mrd. EUR werden als Bauaufträge bei den Baufirmen, insbesondere den lokalen Firmen in Berlin, fehlen.

Und jetzt feiert man sich dafür? Das man versagt hat und zum Mietendeckel greifen muss.

Weder die privaten Kleinvermieter (40% des Berliner Wohnungsbestandes) noch Deutsche Wohnen etc. (auch 40% des Berliner Wohnungsbestandes) sind am Wohnungsmangel, Zuzug und damit den mietpreiserhöhenden Nachfrageüberhang Schuld. Letztere sind übrigens keine abstrakten superreichen Privatinvestoren oder „böse Kapitalisten“ sondern Immobilien-AGs, diese gehören wiederum zu 70% Kleinaktionären (Deutsche Wohnen) und der Rest i. W. Versicherungen und Pensionskassen, die wiederum das Geld von Kleinanlegern verwalten. Das werden ggf. einige Riestersparer (auch Mieter, Linken- und Grünenwähler) schmerzlich spüren.

Jetzt werden wir sehen ob die aktuelle Landesregierung entweder

  • mit einem ambitionierten Wohnungsbauprogramm den Mangel beherzt selbst bekämpfen wird (z. B. 100.000 Wohnungen auf einem Drittel des Tempelhofer Feldes) und dann die Eingriffe in den Markt wieder zurücknehmen kann oder
  • sich zurücklehnt um links Wählerstimmen zu kultivieren, den Mangel weiter eskalieren lässt und dann vor dem Hintergrund der sich weiter verschlechternden Situation mit weiteren, sozialistischen Eingriffen einen Gesellschaftsumbau nach Links weiter voranzutreiben.

Wenn Ideologie vor wirtschaftlicher Vernunft rangiert, wird diese nur durch steigende Staatsschulden zu finanzieren sein. Die Wohnungsbaugesellschaften werden schnell neues Eigenkapital brauchen um die Senatsträume zu finanzieren. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. Sozialismus auf Pump wird wegen der Neuverschuldungsbremse des Landes und sinkender Zuweisungen aus dem Länderfinanzausgleich nicht funktionieren. Berlin ist schon das „Griechenland“ Deutschlands, dass sich mehr Sozialleistungen leistet als die in den Länderfinanzausgleich einzahlenden Bayern, sich dies also von den Bayern finanzieren lässt. Als Berliner daher an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an die Bayern!!!

EXPO REAL POLIS-Panel: All in One – umfassende Digital-Plattformen für die Immobilienwirtschaft

11.10.2019 Allgemein Keine Kommentare

Ich hatte das Vergnügen mit den führenden Vertretern der Proptech-Community die aktuelle Situation der Digitalisierung in Bezug auf die existierenden Plattformen zu diskutieren. Ich war konnte als Moderator dabei auch die Position der Eigentümer und Investoren einbringen.

Es kristallisierte sich schnell heraus, dass die Zusammenarbeit oder gar Integration der Plattformen vor allem am fehlenden, einheitlichen Datenstandard liegt. Hier laufen Bemühungen der Branche, einen Datenstandard zu definieren und zu etablieren. Dabei muss aber beachtet werden, dass mehrere Gruppen daran arbeiten – nicht das parallel mehrere entstehen. Hinzu kommt natürlich, dass die Daten bereits in Standards der aktuellen, lokal gehosteten IT-Systemen bei den Kunden liegen.

Neben Datenstandards muss aber auch die Komplexität für den Anwender / Kunden / Mitarbeiter reduziert werden. Entweder durcheinander vorgeschaltete Oberfläche oder der Voranstellend einer Plattform, über die dann (für den Nutzer unsichtbar) die anderen Lösung mitgesteuert und genutzt werden können. Hier bleibt abzuwarten, wer die Führung übernehmen kann.

Wenn die aktuellen Plattformen die Harmonisierung in Datenstandards und Bedienung nicht hinbekommen droht ggf. die Dominanz eines TechKonzerns, der dann den markt übernimmt und seinen Standards und Lösungen „durchdrückt“. Das könnte die aktuellen Plattformen dann disruptive bedrohen. Hier beobachte ich mitInteresse das Projekt „Building Minds“ von Schindler, der immerhin 150 Mio. EUR in das Thema investiert und mit Microsoft einen sehr starken Technik-Partner gewinnen konnte.

Die Abstimmung der Gäste und Zuschauer brachte ein uneinheitliches Ergebnis. Rund die Hälfte glaubt daran, dass die Plattformen die Entwicklung kooperationsfähiger Standards in 2-3 Jahren schaffen. Die andere Hälfte sah dies nicht – da dort dann weiter die Fragmentierung.

Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Teilnehmern des Panels Heike Gündling von Eucon, Nessim Djerboua von EverReal, Maurice Grassau von Architrave, Jens Kramer von Promos und Sander van de Rijdt von PlanRadar.

Wir werden die weitere Entwicklung mit Interesse beobachten und spätestens in 2-3 Jahren die Erfolge sehen – oder einen dominanten TechKonzern.

Dr. Michael Piontek